Am nächsten Tag befaßten wir uns intensiv mit der Halswirbelsäule und den Selbsthilfeübungen.
Alle Teilnehmer erhielten viele Hintergrundinformationen und Anregungen sowie Erfahrungswerte aus meiner langen Dorn-Tätigkeit.
Der dritte Tag galt als wichtiger Bestandteil der Dorn-Ausbildung: Schmerzgeplagte Menschen von nah und fern konnten sich – ebenfalls „kostenlos“ – von den „Dorn-Neulingen“ behandeln lassen. Selbstverständlich war jeweils ein Teammitglied oder ich mit Rat und Tat an deren Seite.
Mindestens 120 Personen erhielten in diesen drei Wochen eine Dorn-Grundausbildung, und vielen weiteren Menschen wurde die Methode nahegebracht.
Über 500 Patienten wurden nach der Dorn-Methode behandelt.
Gearbeitet haben wir in Colombo, Nuwara Eliya (2.200 m Höhe), im Süden und wegen der starken Nachfrage noch einmal in Colombo.
Die neuen Dorn-Therapeuten erhielten eine Teilnahmebescheinigung und ausführliches Informations-Material zum Nachlesen.
Auch Personen, die nur zur Behandlung kamen, konnten sich die von uns erstellten aussagefähigen Dorn-Unterlagen in englischer Sprache mitnehmen.
Was war der Hintergrund dieser Hilfsaktion?
Diese Frage wurde oft gestellt und ist leicht zu beantworten:
Wenige Tage vor dem Tsunami flogen eine gute Bekannte von mir und eine Schülerin von uns nach Sri Lanka, um sich zu erholen. Niemand hörte nach dem Unglück am 26.12.04 von ihnen; sie galten als vermißt.
Mein Stoßgebet gen Himmel: „Lieber Gott, bitte laß beide wohlbehalten zurückkehren, dann werde ich nach Sri Lanka fliegen und den Menschen dort etwas schenken: Die Dorn-Methode – als Hilfe zur Selbsthilfe!“
Beide Damen kamen spät – aber heil nach Hause – und ich halte stets meine Versprechen!
Über das Sri Lanka-Vorhaben berichtete ich bei meinem nächsten Dorn-Seminar in Bonn. Gleich kam Interesse auf, hierbei mitzuhelfen. Im Laufe der nächsten Wochen und Monate folgten weitere Zusagen.
Kurz vor dem Abflug waren wir 12 Personen.
Jeder von uns Dorn-Therapeuten und -Anwender bezahlte seine Reise selbst, d.h. Flüge, Hotels, Bus inclusive Fahrer und Reiseleiter während der ganzen Zeit u.a.m.
Mit der Fluggesellschaft konnte ich Sonderkonditionen aushandeln. Außerdem wurde ein kostenfreier Transport unserer 40 Hilfsgüter-Koffer vereinbart.
Wir hatten leider keine großen Sponsoren – doch einige Dorn-Begeisterte halfen uns mit Mitteln, wie es ihnen möglich war. Auf diesem Wege sagen wir ihnen nocheinmal herzlich DANKE.
Wir würden uns sehr freuen, für unsere nächste Hilfsaktion 2007 einige Wohltäter zu finden. Wie im letzten Jahr erhält jeder Spender ab einem Betrag von 50 Euro eine gute Entspannungsmusik-CD von meinem Sohn als Dankeschön-Geschenk (siehe auch Dorn-Forum Nr. 4, S. 166 sowie www.marktstern com).
Wie reagierten die Menschen auf unser Kommen?
Über die Medien wurde bereits vor unserer Ankunft über die
Wirbelsäulen- und Gelenktherapie nach Dorn informiert. Mehrere ausführliche und kleinere Berichte standen in der Daily News, ebenso in Tamil- sowie Singhalesischen Zeitungen.
Informationen über die Dorn-Methode lieferte ich unserem „Mann vor Ort“ vorab in englisch.
Er kontaktierte Kliniken und Arztpraxen. Jeder, der von uns ausgebildet werden wollte, mußte sich in seinem Büro schriftlich anmelden. Auch Patienten, die behandelt werden wollten, wurden registriert.
Niemand hatte gedacht, daß derart viele Menschen anrufen werden – sei es für eine Seminarteilnahme oder wegen einer Behandlung.
Leider sah ich mich gezwungen, Grenzen zu setzen, denn eine präzise Ausbildung kann nicht mit einer utopischen Teilnehmerzahl geschehen.
Auch mußten realistische Angaben für die Behandlungstage, d.h. Patientenzahl, genannt werden. Ich glaube, die wenigsten Dorn-Therapeuten in Deutschland haben bei ihrer Tätigkeit so viele „Extremfälle“ gesehen wie wir in Sri Lanka.
Keineswegs ist das alles auf den Tsunami zurückzuführen.
Unser „Vor-Ort-Mann“ (er ist jahrelang ehrenamtlich aktiv, baut u.a. Heime für Waisen und Arme) vermittelte auch die Arbeitsräumlichkeiten für uns, sorgte für einen reibungslosen, ideenreichen, liebevollen Empfang sowie Hotelaufenthalte. Auch für unseren Transport, ebenfalls das viele Gespäck, wurde gesorgt.
Vor unserem letzten Seminar im Krankenhaus von Colombo fand eine „Pressekonferenz“ statt. Sehr ausführlich wurde über unsere ehrenamtliche Tätigkeit in Sri Lanka berichtet und diskutiert. Der Daily News-Journalist, zuständig für das Gesundheitswesen, fragte, ob die Dorn-Methode in Deutschland eine „Volksmedizin“ sei – was verneint werden mußte. Später meinte daraufhin ein Seminarteilnehmer, daß die Dorn-Methode in Sri Lanka sicherlich eine Volksmedizin werden wird – und die deutschen Experten werden immer noch über das Wenn und Aber diskutieren.
Von großem Interesse war ebenfalls unsere Meinung über die Gesundheitssituation der Sri Lankaner und das Gesundheitswesen in Sri Lanka. Wir sprachen über deren Gesundheitsprobleme, und wie man diese unserer Meinung nach verändern könnte.
Dorn-Arbeit an Kindern
„Diese Freude ist mit Geld nicht auszuwiegen“ – schrieb der Bonner General-Anzeiger in dicken Lettern eines Berichtes über unsere Dorn-Aktion in Sri Lanka. Tatsächlich, was wir dort an Dankbarkeit erlebt haben, war wirklich unglaublich.
Ich kann nicht alle Problem-Fälle beschreiben, es würde dieses „Dorn-Forum“ sprengen. Nur einige Erfahrungen:
Fall 1 (Ich nenne sie „Mützchen“) Mit 3½ Jahren konnte dieses kleine Mädchen aus dem Hochland noch nicht laufen. Kein Arzt konnte sagen, „warum“. Ich legte sie auf den Tisch und tastete den Becken-/Hüftbereich ab – und war sprachlos! Beide Hüftköpfchen befanden sich außerhalb der Pfanne. Wie kann das passiert sein? Vielleicht durch eine komplizierte Geburt? Die Eltern sprachen kein englisch, wir kein tamil. Ganz vorsichtig versuchte ich, die Korrekturen vorzunehmen (wobei das Kind wimmerte und mit kleinen Geschenken etwas abgelenkt wurde). Es klappte gut, doch die Fußverdrehung war noch stark.
Knie- und Gelenkkorrekturen, zusätzlich Fußreflexarbeit (unter anderem Wirbelsäulen-, Becken-, Fußbereich). Korrekturen an Kreuzbein, LWS. Dann wurde es spannend:
Ich hob das Kind auf, stellte es auf die unterentwickelten Beinchen/Füße (zum ersten Mal in ihrem Leben!). Mit noch größeren Augen als sie sowieso hatte, sah sie uns an. Ich bat meine Dorn-Kollegin, das Kind rechts am Schulter-Arm-Bereich zu halten, ich nahm die linke Seite.
Uns war klar, dass Mützchen nicht gleich Laufbewegungen machen wird – denn woher soll sie wissen, wie laufen geht? Also setzte ich eins ihrer Beinchen vor und meine Kollegin danach das andere. So gingen wir bis zum Raumende – und die Kleine begriff, wie das Laufen funktioniert. Dann nahmen wir beide Kinderhändchen und unterstützten unter den Schultergelenken.
Als auch dieses gelang, nahm ich ihre Hände in meine, wobei ich rückwärts ging und Mützchen vorwärts. Sie folgte langsam aber stetig, wobei ihre Schritte mal kleiner, mal größer waren; auch wichen die Füßchen häufiger etwas zu den Seiten aus.
Den Eltern und auch uns standen die Tränen in den Augen. Ich zeigte, was die Mutter zukünftig zu beachten bzw. zu tun hat, damit dieses Mädchen weiter Fortschritte machen kann. Auch gab ich einem anwesenden Arzt entsprechende Ratschläge.
Mützchen konnte nun alleine sitzen – ohne zu weinen. Ich hoffe und wünsche, daß wir das Mädchen sowie andere Kinder wiedersehen.
Fall 2: „Teddy“:
- Beinlängendifferenz
-
- Vor der Behandlung . . . . . und nach einer ersten Behandlung.
Worauf ist bei einer ähnlichen Dorn-Aktion zu achten?
„Team-Fähigkeit“ ist das A und O. Beobachten und entscheiden Sie mit Ihrem Gefühl – nicht mit der Ratio! Verdeutlichen Sie vor der Reise, dass nur die „Dorn“-Methode verbreitet werden soll (und z.B. nicht irgendwelche Geräte ausprobiert oder evtl. verkauft werden sollen). Es reicht, wenn nur „eine einzige nicht homogene Person“ in der Gruppe ist – denn sie kann andere von dem eigentlichen Ziel abhalten und somit auch für reichlich Unfrieden sorgen. Das Resultat wäre, dass die „aktiven“ Dorn-Therapeuten bis an den Rand der Erschöpfung arbeiten – und andere glänzen als Selbstdarsteller...
Hilfsgüter für Tsunami-Opfer und Arme
40 Koffer und Taschen mit Hilfsgütern verteilten wir gezielt an Menschen in Not. Nähmaschine mit allen Nähutensilien, Tausende von Brillen, Medikamente und Verbandszeug, Wäsche, kleine Elektro- und andere Haushaltsgegenstände, Kleidung für Erwachsene und Kinder gingen an Heime und Armenhäuser. Stofftiere und Spielsachen erhielten neben unseren kleinen Patienten auch Heime in Colombo und an der Ostküste, ebenfalls Schul- und Schreibartikel.
Im Süden fuhren wir mit etlichen Koffern im überfüllten Bus („Bus-Surfen“) u.a. nach Weligama zu einem Flüchtlings-Auffanglager, um Familien und alleinstehende Kinder zu beschenken. Danach suchten wir armselige Hütten auf und ließen alles dort, was wir noch bei uns hatten.
Vieles wurde in Sri Lanka nach dem Tsunami durch die weltweiten Hilfsmaßnahmen bereits erreicht, doch immer noch leben entlang den Küsten viele Menschen in Zelten am Rande der Straßen in absoluter Armut.
So ermöglichte u.a. eine Dorn-Therapeutin einem jungen Mann, dass er ein neues Gebiss angefertigt bekam. Sie ging mehrmals mit ihm zum Zahnarzt und bezahlte die Rechnung. Einem Familienvater fehlte das Geld für Zement, damit er sein Haus weiterbauen kann.
Direkte Hilfe ist das Allerbeste! Tut Gutes – und sprecht darüber...
Werden Singhalesen gute Dorn-Anwender?
Einhellige Meinung: Ja. Nach anfänglicher Zurückhaltung, angespanntem Zuhören, sowie genauer Beobachtung der Demonstrationen wurden die Gesichter der SeminarteilnehmerInnen rasch gelöster, ja fröhlicher.
Voller Begeisterung übten sie das Gezeigte anschließend gegenseitig. Übrigens: Damen und Herren arbeiteten getrennt. (Eine Frau lässt sich nicht von einem Mann behandeln – wohl aber umgekehrt!)
Auch am Patienten-Behandlungstag staunten viele Ärzte, wie rasch sich bei einigen Menschen das Problem verflüchtigte. Erstaunlicherweise erschienen auch etliche junge Menschen, die im Rollstuhl sitzen mussten. Auf die Problem-Ursache angesprochen, erhielten wir oft die Antwort „Nach einer Spritze...“.
Unsere Eindrücke bei anderen Fällen waren, dass aufgrund eines Unfalls/Sturzes o.ä. entweder gar keine Behandlung erfolgte oder vielleicht etwas versäumt wurde... Natürlich machten wir immer wieder klar, dass die Dorn-Methode auch ihre Grenzen hat.
Trotzdem kann als Resumée gesagt werden: Den meisten Patienten konnte geholfen werden, bei anderen gab es zumindest eine Linderung.
Patienten, die mehrere Behandlungen benötigten, vermittelten wir direkt an anwesende, gut arbeitende Ärzte – unsere „neuen Dorn-Therapeuten“.
Dorn-Hilfsaktion auch 2007 in Sri Lanka
Aufgrund der wertvollen Erfahrungen Ende 2005 werde ich erneut auf diese Insel fliegen und dort mit meinem Team arbeiten.
Wir unterrichten im Asiri-Hospital Colombo einige Absolventen von 2005 in Form eines dreitägigen „Fortgeschrittenen“-Seminars. Danach können einige besonders gut arbeitende Singhalesen zum Dorn-„Seminarleiter/Ausbilder“ geschult werden. Beide Seminare beinhalten jeweils einen ganzen Tag Behandlungen von Patienten. Es sollten möglichst „Problemfälle“ mitgebracht werden.
Anschließend fahren wir zum Süden. In einer Klinik von Galle bieten wir ein dreitägiges „Anfänger“-Seminar an. Auch hier sollten die zukünftigen singhalesischen Dorn-Ausbilder mithelfen, damit sie viel Erfahrungen sammeln können.
Dorn-Gesellschaft in Sri Lanka
Die Dorn-Methode schlug 2005 ein wie ein „rettender Ballon“. Ärzte und andere Therapeuten haben hiermit seither großartige Erfolge. Deshalb wurde mein singhalesischer Mittelsmann gebeten, eine feste Dorn-Institution in Sri Lanka zu integrieren. Im Sommer 2006 wird daher eine Gründung erfolgen und als „Dorn-Gesellschaft“ o.ä. dem Asiri-Hospital Colombo angeschlossen sein. Als Nebensitz fungiert die Klinik in Galle.
Gedacht ist an Treffen zum Erfahrungs- und Behandlungsaustausch für die Insel-Therapeuten. Auch Seminare und Arbeitskreise für andere Therapeuten und an der Gesundheit interessierte Menschen sollen angeboten werden.
Selbstverständlich werden an den singhalesischen Kliniken Dorn-Behandlungen an Patienten durchgeführt – wie bereits jetzt schon in einigen Arztpraxen.