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Ein großer Menschenfreund ist gegangen

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Nachruf
von Frank Ziesing

Lautrach, ein abgelegenes Dorf im Allgäu, am Dorfausgang ein kleines Sägewerk, und hier versammelten sich jahrzehntelang, Tag für Tag, abends um sechs, nachdem die Arbeit im Sägewerk beendet war und die fünf Kühe gemolken waren, die Heilungssuchenden. Sie warteten im Wohnzimmer und wurden in der Küche behandelt, in einer Küche, die seit 50 Jahren nicht renoviert worden war. Dieter Dorn, der Sägewerksbetreiber und Bauer empfing sie mit einem Witz, und machte sie so zum Teil der Familie. Er duzte sowieso jeden.

Jetzt schnell auf die Couch, Beinlängen überprüfen. Oh, oh, da ist ja das eine Bein länger als das andere. Mit schnellem Handgriff macht Dorn die Beine wieder gleich lang. Nun an den Tisch stellen, um das Becken zu richten. Der Patient steht auf einem Bein und schwingt das andere hin und her. Ein Griff und das Becken sitzt wieder gerade. Jetzt den Rücken freimachen. Da sagt die Patientin vielleicht: „Darf ich denn auch noch mal wiederkommen?“ und Dorn darauf: „Ja, wenn du wieder ein rotes Höschen anhast, darfst du wiederkommen.“ und alle lachen. Er hat sich einen Spaß mit solchen Bemerkungen gemacht und seine Patienten, nicht zuletzt seine Patientinnen, haben das geliebt. Alle fühlten sich angenommen. Wo wurde bei Leidensbehandlung je so viel gelacht? Die Stimmung war so, dass man gleich wieder loslachen wollte. Jetzt wird der Rücken begutachtet, da tanzen doch einige Wirbel aus der Reihe! Der Patient schwingt mit dem Bein, später mit den Armen. Dorn hält seinen Wunderdaumen an die Wirbelsäule und die Wirbel richten sich wieder aus. Ja, man muss mit dem Daumen sehen können, sagt er, das ist das Geheimnis. So geht es die Wirbelsäule hinauf bis zum Kopf. Die Behandlung der Halswirbelsäule gleicht einer Streicheleinheit. Die Patienten kuscheln sich an den Meister, drehen den Kopf hin und her und Dieter Dorn hält nur seinen Arm hin. Er scheint kaum etwas zu tun, aber die Leute sind anschließend wie neugeboren. Langjährige hartnäckige Leiden verschwinden. Nun möchte der Patient auch zahlen, man ist es so gewohnt, obwohl niemand danach fragt. Dieter Dorn wiegelt ab, nein nein, nicht so viel. Ok, wenn’s sein muss, fünf Euro.

Wenn andere nach getaner Arbeit vorm Fernseher saßen, behandelte er, teilweise bis zwei Uhr nachts, Tag für Tag. Die Methode war ihm zugefallen, wie er sagte, nachdem er sich beim Anheben eines Baumstamms verhoben hatte. Sein Onkel konnte ihm damals mit einem Damendruck helfen, starb aber vier Wochen später. Aus dieser Erfahrung entwickelte Dorn seine Methode.

Hätten nicht Ärzte, allen voran der Bremer Chirurg Dr. Thomas Hansen, diese Methode bestaunt und gefördert, hätten wir nie etwas davon erfahren. Sie konnten Dorn überreden, in Seminaren seine Methode weiterzugeben.

Jetzt ist er gegangen, der Keyboarder der Band „The Blue Boys“. Sie waren zu viert und spielten seit ihrer Jugend zusammen Tanzmusik. Dorn hatte ein Gespür für das, was die Leute hören wollten, er wusste wie man Stimmung erzeugt. In seiner Jugend kam er jeden Abend mit einem anderen Mädchen nach Haus. Das war schon eine Umstellung, sagte er, als er heiratete: Jeden Abend dieselbe Frau. Doch damals zählte dann etwas anderes, den Betrieb aufbauen und eine Familie gründen.

Frauen kamen später wieder in sein Leben, nun aber um sich von ihm die Wirbel richten zu lassen. Und seiner Meinung nach hatten auch seine Söhne diese mysteriöse Fähigkeit geerbt, mit den Daumen sehen zu können. Die Musik behielt er bei, doch am Ende waren sie nur noch zu zweit, Dorn am Keyboard und der Schlagzeuger. Auch von der Kirche aus hatte man ihn gebeten, im Gottesdienst Orgel zu spielen. Aber das wollte er nicht, diese Musik war ihm zu traurig.

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Foto: Holger Verne

Lachen mit Dieter Dorn